Peitsche by Dick Francis

Peitsche by Dick Francis

Autor:Dick Francis [Francis, Dick]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-09-04T00:00:00+00:00


9

Zur Bar zurückgekehrt, stellte ich fest, daß Lord Gowery herausgekommen war. Er stand Schulter an Schulter mit Lord Ferth, und beide sahen mir mit unheilverkündenden Mienen entgegen.

Ich blieb anderthalb Schritte vor ihnen stehen und wartete.

»Hughes«, sagte Lord Gowery zur Eröffnung. »Sie haben hier nichts verloren.«

»Mylord«, antwortete ich höflich, »das hier ist nicht Newmarket Heath.«

Das kam schlecht an. Sie waren beide beleidigt und schlossen die Reihen.

»Mit Unverschämtheit erreichen Sie gar nichts«, sagte Lord Ferth, und Lord Gowery fügte hinzu: »Wenn Sie sich so verhalten, bekommen Sie Ihre Lizenz nie zurück.«

»Seit wann hängt Gerechtigkeit von guten Manieren ab?« fragte ich ohne Schärfe.

Sie machten Gesichter, als trauten sie ihren Ohren nicht. Von ihrem Standpunkt aus grub ich mir selbst das Wasser ab, obwohl ich immer bezweifelt hatte, daß übertriebene Duldsamkeit rascher zur Rückgabe von Lizenzen führte, als sie ohnehin zurückgegeben worden wären. Duldsamkeit beim Angeklagten weckt bei manchen Richtern Nachsicht, bei anderen dagegen Strenge. Um ein möglichst mildes Urteil zu erreichen, sollte der Schuldige stets den Charakter seines Richters studieren, eine vernünftige Maxime, die – wie mir bisher leider nicht klar gewesen war – in noch stärkerem Maße für den Unschuldigen galt.

»Ich hätte gedacht, daß ein gewisses Schamgefühl Sie von hier fernhält«, sagte Lord Ferth.

»Es hat ein bißchen Überwindung gekostet zu kommen«, pflichtete ich ihm bei.

Seine Augen wurden schmal und gingen rasch wieder auf.

»Was die Verbreitung dieser Gerüchte angeht«, meinte Gowery, »sage ich mit aller Entschiedenheit, daß Sie nicht nur nicht kurz davor stehen, Ihre Lizenz zurückzubekommen, sondern daß Ihre Sperre infolge Ihres derzeitigen Verhaltens um so länger dauern wird.«

Ich bedachte ihn mit einem gelassenen Blick, und Lord Ferth machte den Mund auf und schloß ihn wieder.

»Es ist kein Gerücht, daß Mr. Cranfield und ich nicht schuldig sind«, sagte ich schließlich. »Es ist kein Gerücht, daß mindestens zwei der Zeugen gelogen haben. Das sind Fakten.«

»Unsinn«, sagte Gowery heftig.

»Was Sie glauben, Sir, ändert nichts an der Wahrheit.«

»Sie tun sich keinen Gefallen, Hughes.« Hinter seinem gewichtigen, respekteinflößenden Äußeren war er überaus zornig. Alles, was ich brauchte, war ein Bohrloch, und ich hatte eine Springquelle.

Ich sagte: »Wären Sie so freundlich, mir zu sagen, wer Ihnen oder den anderen Stewards vorgeschlagen hat, Mr. Newtonnards ausfindig zu machen und zu befragen?«

Sein Blick veränderte sich um eine Winzigkeit. Genug für mich, um mir sicher zu sein.

»Ganz gewiß nicht.«

»Würden Sie mir dann bitte sagen, auf wessen Anweisung der Ermittler David Oakley meine Wohnung aufgesucht hat?«

»Nein.« Seine Stimme war laut und klang zum erstenmal beunruhigt.

Ferth blickte mit zunehmend bedenklichem Gesicht zwischen uns hin und her.

»Was soll das alles?« fragte er.

»Mr. Cranfield und ich sind tatsächlich zu Unrecht gesperrt worden«, sagte ich. »Jemand hat David Oakley in meine Wohnung geschickt, um dieses Foto zu fabrizieren. Und ich glaube, Lord Gowery weiß, wer das war.«

»Was fällt Ihnen ein!« sagte er wütend. »Wollen Sie wegen Verleumdung angeklagt werden?«

»Ich habe Sie nicht verleumdet, Sir.«

»Sie haben gesagt …«

»Ich habe gesagt, Sie wissen, wer David Oakley geschickt hat. Ich habe nicht gesagt, daß Sie wissen, daß das Foto gestellt war.«

»Das war es auch nicht«, beharrte er wild.

»Doch, das war es.



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